Bevor wir uns in unseren nächsten Beiträgen intensiv über Sinn und Unsinn einer Umspurung auf die Meterspur unterhalten, machen wir mal einen kleinen Exkurs in die Zukunft und zeigen ein Szenario auf, wie die Stilllegung des Waldeburgerli (wir sprechen jetzt explizit vom Dampfzug) ziemlich wahrscheinlich ablaufen könnte. Wohlbemerkt: die Phase 1 entspricht voll der Realität, und für die weiteren Phasen genügt auch nur ein kleines Wahrsager-Diplom. Das geht so:
Phase 1 (Herbst 2014 – Frühling 2015): Alle arbeiten fieberhaft an a) dem Erneuerungsprojekt Bahnhof Waldenburg und Streckensanierung (u.A. auf Grund von Vorgaben des Behinderten-Gleichstellungsgesetzes) und b) den Umspurungs-Szenarien. Der Regierung und Bevölkerung wird glaubhaft gemacht, dass nach einer Umspurung auf Schmalspur (1 Meter) alles besser, billiger und schneller wird. Dass das Rollmaterial nur dann quasi von der Stange gekauft werden kann. Die Eisenbahnexperten (und die es sein möchten) von nah und fern geben sich die Klinke in die Hand, ein Gutachten folgt dem anderen, und das Lobbying nimmt ungeahnte Ausmasse an.
Der Dampfzug wird dabei buchstäblich aufs Nebengeleise gestellt. Die längst fällige Sanierung der drei B4-Personenwagen wird auf irgendwann aufgeschoben – nicht einmal eine (im Frühjahr 2014 versprochene) Analyse der zu leistenden Arbeiten wird in Auftrag gegeben, geschweige denn eine Ausschreibung der Sanierungsarbeiten. Die Dampflok wird derweil von den Mitgliedern der Dampf-Arbeitsgruppe „konserviert“.
Phase 2 (Frühling – Sommer 2015): Der Landrat BL entscheidet für Umspurung. Vom Dampfzug spricht niemand – und den Kredit für die Wagensanierung will auch niemand mehr sprechen. Begreiflich.
Der Dampfzug steht – in Ermangelung von Wagen – still.
Phase 3 (Sommer 2015 – Sommer 2016): Das Zauberwort heisst jetzt FABI (Finanzierung und Ausbau der Bahninfrastruktur), dessen Existenz der Souverän unlängst guthiess. Gemeint ist das Füllhorn für die Finanzierungswünsche aller Projekte, also auch den 280-Millionen-Kredit, mit dem die Waldenburgerbahn völlig neu gebaut werden soll.
Die Dampf-Arbeitsgruppe hat sich inzwischen in aller Stille aufgelöst. ihre Mitglieder und somit das gesamte Know-How ist in alle Winde verstreut.
Phase 4 (ab 2017): Konsternation in Liestal und in Waldenburg. FABI kommt für die Finanzierung des Projekts und somit für die Umspurung nicht auf – es gibt dringendere und vor allem wichtigere Projekte, und der Kanton Basel Landschaft kann den Betrag auch nicht stemmen. Die Umspurung ist also vorerst kein Thema mehr, bis an einem schönen Tag ein kluger Landrat oder eine kluge Landrätin die schicksalshafte Frage stellt, ob nicht eine Umspurung auf Meterspur eine für die Waldenburgerbahn lebenserhaltende Massnahme wäre.
Vom Dampfzug spricht niemand mehr. Die historische kleine Dampflok verrottet inzwischen in irgend einem Schuppen oder rostet als Freilichtdenkmal vor sich hin – hatten wir das nicht schon einmal?
Realistisch? Unrealistisch? Wir werden sehen.